Familie Thaller

Thaller Valentin

Geboren: am 9. Juli 1891 in Goritschach, Gemeinde Mieger, Kärnten, Österreich
Gestorben: am 19. Jänner 1985
Verheiratet: mit Mathilde, geb. Heller
Kinder: 4 Söhne, 2 Töchter, 1 Stieftochter

Verhaftung: 14. Mai 1943, Einlieferung durch Gestapo in das Gefängnis Klagenfurt, bis 20. Mai 1943
KZ Dachau: 28. Mai 1943 bis 20. Juni 1945, Häftlingsnummer: 48138

Valentin Thaller wurde am 09.07.1891 in Goritschach, Gemeinde Mieger als Sohn des Simon Thaller, Besitzer der Hanslmühle, geboren. Seine Mutter, Agnes Thaller, geb.: Kopeinik, in Maria Rain, war Hausfrau.
Vor dem 1. Weltkrieg war er als geprüfter Heizer im Krankenhaus tätig. Ende des 1. Weltkrieges wurde er aufgrund seiner Kriegsverletzungen als 100%-iger Invalide eingestuft.

Valentin Thaller war katholisch. In der Politik schlug er eine links-orientierte Richtung ein (Sozialist), war aber kein Parteimitglied.
Seinen ersten Kontakt mit Bibelforschern hatte er bereits 1921, als er sich im Invalidenheim Klagenfurt befand. In den 30er Jahren erhielt Valentin Thaller von Jakob Kopatsch (Klagenfurt – St. Ruprecht), einem damaligen Bibelforscher, eine Bibel. So besaß er 2 Bibeln: eine von Jakob Kopatsch und eine ältere Übersetzung einer katholischen Bibel, die er später von einer Wirtstochter erhielt. Bald darauf trafen Valentin und seine Frau den Bibelforscher Matthias Bödendorfer am Benediktinerplatz. Seine Frau, Mathilde, zeigte großes Interesse worauf auch Valentin Thaller in ein Bibelstudium einwilligte. Durch sein eifriges Bibellesen war er in derselben gut bewandert.

1937 schloss sich Valentin den Bibelforschern an. Jeden Sonntag fuhr er mit dem Fahrrad zu den Menschen, um sie über die göttlichen Vorsätze zu unterrichten. Er abonnierte die Zeitschriften „Der Wachtturm“ und „Das goldene Zeitalter“. Katharina, seine 1921 geborene Tochter, las diese gerne und schloss sich ebenfalls den Bibelforschern an. Die Mutter war als Kind Ministrantin, ließ sich im Jahr 1943 gemeinsam mit ihrer Tochter Katharina und Sohn Herbert als Zeugen Jehovas taufen, nahm aber keine aktive religiöse Haltung ein.
Die Familie Thaller lebte im Bezirk Klagenfurt-Land. Das Zuhause war ein gemietetes Haus in der Nähe des Farchernhofes, etwa 7 km nordöstlich von Klagenfurt.

[title size=“3″]Verhaftung[/title]

Eines Tages kam die Nachbarin, Baronin Böhm von Penzing, in das Haus der Thallers und wollte, dass alle jungen Mädchen im Dorf Mitglieder der BDM werden. Aufgrund ihrer religiösen Überzeugung, Hitlers System nicht zu unterstützen, trat Katharina nicht der BDM bei. Zornig verließ die Frau das Haus. Kurz darauf kam die Gestapo und verhaftete Valentin Thaller und die Tochter Katharina. Grund: Das Festhalten am Glauben der Zeugen Jehovas.

Am 15. Mai 1943 wurden Valentin und Tochter Katharina in das Gefängnis nach Klagenfurt gebracht. Der endgültige Anlass zur Verurteilung war die Tatsache, dass er seinem damals 10jährigen Sohn Herbert verbot zum nationalsozialistischen Jugendtreff (kurz: Pfimpfe) zu gehen. Der nationalsozialistische Jugendtreff umfaßte „Pfimpfe“ (Burschen bis 10 Jahre) und die Hitlerjugend (Burschen über 10 Jahre). Einige Tage später wurden Valentin und Katharina getrennt. Katharina wurde per Eisenbahn in das Konzentrationslager Ravensbrück befördert.

[title size=“3″]Bekam im Konzentrationslager Dachau einen ROTEN WINKEL [/title]

Valentin Thaller traf am 28. Mai 1943 im KZ Dachau ein. Seine Häftlingsnummer war 48138. Bei der Einlieferung bekam er einen „roten Winkel“ – das Zeichen für die Sozialisten, obwohl er nie politisch tätig war. Personen mit diesem politischen Erkennungszeichen wurden oft ganz anders be- bzw. misshandelt. Das zeigt, dass die Peiniger ganz genau wussten, dass die Bibelforscher hochanständige Menschen sind, die man aus keinem Grund hätte einsperren müssen. Das Gewissen schlug sie beim Anblick des „lila Winkels“ und um dieser Selbstanklage zu entgehen, wurden etliche Zeugen ganz einfach mit einem roten Winkel versehen, wie es auch im Fall von Valentin Thaller war.

Valentin schrieb in seinem Bericht (1971) über Dachau folgendes:
„Die Folterungen in Dachau will ich nicht schildern. Darüber wurde ja schon viel geschrieben. Für einen Christen ist in einer solchen Situation der Glaube wichtig. Ich will nur zwei Dinge aus dem Lager Dachau erzählen, die mich betrafen. Als wir nach Dachau kamen, wurde mir die Zivilkleidung abgenommen. Ich bekam ein Hose vom K.u.K. Ulanenregiment und holländische Holzschuhe mit der langen Nase vorne. Ich sah so aus, als wie der Mann auf der Darmolschachtel. Einmal passierte es, daß die Kleidung getauscht wurde. Wir mußten uns in Reih und Glied aufstellen. Es wurde uns streng aufgetragen, nicht zu drängeln. Aber als der Stubenälteste weggegangen ist, sind alle nach vorne gerannt. Ich blieb stehn. Als ich an die Reihe kam, war nichts mehr da. Der Stubenälteste schaute mich an und fragte mich, ob ich nichts bekommen habe.“ Thaller erhielt schließlich moderne Stulpenhosen und einen Rock, der ihm wie angegossen passte. Alle wunderten sich über seinen Anzug.
Valtentin Thaller wurde zu dem Arbeitskommando Gurtenweberei eingeteilt. Er wusste nicht, ob diese Gurten vulkanisiert und dann für Gewehrriemen verwendet werden sollten. Er verweigerte diese Arbeit. Thaller: „Der Unterkapo sagte mir, ich solle so lange die Arbeit verrichten, bis er für mich eine andere habe. Ich tat es aber nicht. Nun holte man den Oberkapo, der ein ganz gemeiner und brutaler Kerl war. ‚Was du Schlawiener, s’Kriegsbrot frischt wohl, aber Kriegsdienst willscht net leischta.““
Valentin Thaller erzählte davon, dass der Wachtturm in das Lager eingeschleust werden konnte, ohne dass die Lagerleitung etwas davon bemerkte. Das stärkte natürlich seinen Glauben und den seiner Glaubensbrüder.

[title size=“3″]Befreiung[/title]

Ende April 1945 wurden die KZ-Häftlinge auf die Räumung des Lagers vorbereitet. Wer sich für den Fußmarsch zu schwach fühlte musste vortreten. Valentin Thaller ließ sich zusammen mit Johann Obweger jun. „aussieben“, was für sie bedeutete zurückgelassen zu werden. Total abgemagert und ausgebrannt vor Hunger fanden sie im Lager kleine Kistchen mit Käse. Das meiste davon war zwar schon von Maden befallen aber der brauchbare Rest rettete beiden das Leben.

Im Mai 1945 wurden Valentin Thaller und Johann Obweger jun. von den Alliierten befreit. Valentin Thaller verließ am 20.Juni 1945 das KZ Dachau. Danach kehrte er zu seiner Familie nach Kärnten zurück.

Quellen: Erlebnisbericht Valentin Thaller vom 2.2.1971
Erinnerungen von: Katharina Thaller, Aloisia Thaller, Hermine Liska

 

 

 

 


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