Peny Josefa (oder Josefine), geb. Engleitner

Geboren: am 24. Dezember 1897 in Glashütte, Bezirk Türnitz, Niederösterreich, Österreich
Verheiratet mit Franz Peny, geb. 24. Jänner 1893 in Schörgendorf, Bez. Bruck/Mur, Steiermark, Österreich
Kirchenaustritt: 22.01.1927 (röm.-kath.)
Haftorte: Leoben (etwa Juni 1940), München Stadelheim (6.7.1940 – 7.3.1941)
Gestorben: am ?

Kinder: Leopoldine, geb. 18. Oktober 1927 und Franz, geb. 13. September 1929 in Brengraben/Leoben

 

Josefa (oder Josefine) Engleitner wurde am 24. Dezember 1897 in Glashütte geboren. Sie heiratet den Bergarbeiter Franz Peny und bekam zwei Kinder. Im Jänner 1927 trat sie aus der katholischen Kirche aus.

Franz und Josefine lebten mit ihrer Tochter Leopoldine und dem jüngeren Sohn Franz in einem sogenannten „Sparherdzimmer“ in Eisenerz. Wie sie mit den Bibelforschern in Kontakt kamen, ist nicht bekannt.
Eines Abends wurden ihre Fenster eingeworfen und von draußen ertönte es: „Bibelforscher, Bibelforscher!“ Da es draußen schon sehr kalt war, hängten die Eltern hängten eine Decke vor das Fester. Doch schon bald gab es weitere Attacken. Die Familie wurde delogiert und die Möbel wurden einfach auf die Straße gestellt.
Man wies ihnen einen Platz im Keller der Schule zu. Dieses Quartier war menschenunwürdig und für das Familienleben einfach untragbar, denn es handelte sich um große Schlafsäle, eine Art Massenquartier. Nach kurzer Zeit wurden sie wieder umgesiedelt. Dieses Mal ins sogenannte „Armenhaus“ von Eisenerz.
Im Mai 1938, erhielten sie eine kleine Wohnung in Friedauwerk, Post Vordernberg.

Am 9. März 1940 begann ein wahrer Leidensweg dieser friedsamen Familie.

[title size=“3″]Kinder den Eltern weggenommen[/title]
Die Gestapo versuchte die Kinder, Leopoldine und Franz, vor der Schule abzufangen. Bei Franz gelang es, aber die zwölfjährige Leopoldine lief weg, um ihre Mutter zu warnen.
Trotz hohem Schnee ging sie die fast 20 km bis Friedauwerk über Umwege, also nicht entlang der Straße, sondern über die Hügel, um nicht von der Gestapo entdeckt zu werden. Leopoldine berichtet:
„Aber meine Mutter wusste schon Bescheid. Da wollte ich meinen Vater vom Bahnhof Friedauwerk abholen, da er von der Arbeit kam. Aber bevor ich meinen Vater sprechen konnte, hatte mich die Gestapo schon eingeholt.“
Leopoldine wurde mit Gewalt ins Auto gezerrt. Das Kind hielt sich an der Türschnalle des Hauses fest, wo sie gerade stand und schrie wie am Spieß.

So wurden die Kinder den Eltern mit Gewalt entrissen.
Sie wurden zuerst zwei oder drei Tage lang getrennt bei zwei Familien in Vordernberg untergebracht. Dann kamen sie nach Graz, zu einer NSV beauftragten Familie. Die Kinder litten darunter, nicht zu wissen, was mit ihren Eltern geschehen würde.
Außerdem erlitten sie Gewissensqualen, da sie immer wieder gezwungen werden sollten, Dinge zu tun, die ihrem religiösen Gewissen widersprachen. So sollten sie, wie damals üblich, während einer Radioansprache von Adolf Hitler die Hand heben. Da sie das nicht taten, bekam der zehnjährige Franz eine Ohrfeige, so dass er zu Boden fiel und einige Tage im Bett bleiben musste.
Später wurden die Geschwister zu Bauern nach Fladnitzberg, Post Studenten bei Kirchberg an der Raab gebracht. Dort mussten die Kinder viel und schwer arbeiten.
Leopoldine musste im Heustadl schlafen und der kleine Franz im Pferdestall. Die Kinder froren und hatten Hunger. Oft wärmten sie sich die halberfrorenen Füße und Knie im Kuhmist. Wenn eine Kontrolle kam, so zeigten die Bauern wunderschöne Betten, in denen die Kinder angeblich schliefen.
Einmal durften die Eltern ihre Kinder besuchen. Doch nach Meinung der Bauern aß der Vater angeblich zuviel und wurde von ihnen angezeigt. Das führte dazu, dass weitere Besuche verboten wurden.
Schließlich hatte eine Nachbarin Erbarmen mit den Geschwistern und meldete die Verhältnisse der NSV. Daraufhin kamen Leopoldine und Franz zu anderen Bauern nach St. Kind, Breitenfeld. Bei diesen Bauern ging es ihnen nämlich auch nicht viel besser. Oft hatten sie nichts zum Essen. Dann holten sie sich die gefrorenen Apfel von den Bäumen.
Leopoldine erkrankte schließlich an Knochen-TBC. Trotzdem musste sie weiterhin Stallarbeit verrichten. Sie konnte sich erst nach Kriegsende, fast schon zu spät, behandeln lassen.
Der Sohn Franz konnte erst nach Kriegsende, mit fast sechzehn Jahren zur Mutter nach Vordernberg zurück kehren.

[title size=“3″]Briefe von den Eltern – „Schicke mir Weißbrot“[/title] siehe Lebensbericht vom Vater Franz Peny.

Der Vater wurde am 26.04.1940 zu zwei Jahren Zuchthaus verurteilt.
Aus einem Brief von ihm ging hervor, dass er am 18.09.1940 in das Gefangenenlager Rodgau Dieburg, Hessen, Deutschland, überstellt wurde. In einer Eintragung der Gemeinde wird festgehalten, dass Franz Penny am 09.03.1942 aus dem Lager Riedberg entlassen wurde. So war Franz vom März 1942 bis November 1943 zu Hause.
Als er am 30.11.1943 zur Musterung einberufen wurde, kam er wiederum in Haft, weil er die Waffe verweigerte und seiner christlichen Einstellung treu blieb.
Er hatte es schon befürchtet, dass es so kommen würde! Er sagte des Öfteren: „Wenn ich das nächste Mal verhaftet werde, komme ich nicht mehr zurück.“ Seine Befürchtungen sollten sich bewahrheiten! Er wurde am 25.3.1944 ins KZ Dachau eingeliefert (Häftlings-Nr. 66186) Einige Monate später wurde er ins KZ Flossenbürg (Häftlings-Nr. 9293) überstellt, wo er am 05.01.1945 starb.

[title size=“3″]Verurteilung: 1 Jahr Zuchthaus in München Stadelheim[/title]

Josefine erduldete in dieser Zeit viel.
Am 09.03.1940 nahm man ihr die Kinder weg. Am 26.04.40 inhaftierte man ihren Mann, und am 26.06.1940 wurde sie selbst, ebenfalls zum Schutze der Wehrkraft zu einem Jahr Zuchthaus verurteilt. Am 06.07.1940 trat sie ihre Haft in München Stadelheim an. Häftlingsnummer 1464.
Nach Haftende am 7.03.1941 kehrte sie nach Vordernberg zurück.

[title size=“3“]Brief vom 15.12.1940 von Josefine an ihren Mann Franz [/title]

Wegen der leichteren Lesbarkeit wurde der Brief in die neue Rechtschreibung übertragen.

Strafgefängnis München-Stadelheim
Name: Peny Josefine
Gef.B.-Nr. 1464
München 9, den 15.12.1940
Stadelheimerstr 12

Lieber Mann.
Vor allen meinen Schreiben grüße ich dich. Und hoffe, dass dich mein Schreiben in Gesundheit antreffen wird. Was auch Gott sei Dank, ich bin. Warum lässt du gar nichts hören von dir, bist du vielleicht erkrankt oder was ist sonst los mit dir? Wieso hast du mir so viel Geld geschickt? Ich kann mir so nichts kaufen damit. Ich möchte das Geld gerne den Kindern schicken. Ich habe vor einer Woche den Kindern geschrieben.

Lieber Mann, ich war am Mittwoch beim Rapport und habe ersucht um einen Ausnahme-Brief. Und es ist mir bewilligt worden. Sonst könnte ich dir jetzt noch nicht schreiben. So bitte ich um baldige Antwort. Wieso hast du mir so viel Geld eingehändigt? Hoffe bald auf Antwort von dir.

Poldi und Franzi haben mir geschrieben und eine Fotografie beigelegt. Sie sind beide sehr groß, hätte sie bald nicht erkannt. Lieber Mann. Um die Kinder brauchst du dich nicht zu sorgen. Sie sind beide gesund und es geht ihnen gut. Unser himmlischer Vater sorgt und wird weiter mit ihnen sein. Unser Herr sagt: „Wohl dem, der den Herrn fürchtet, der hat eine sichere Festung“. Und seine Kinder werden auch beschützt.

Lieber Mann, es ist nun das letzte Mal, dass ich dir in diesem Jahr schreibe. Möge Gott der Allmächtige dich auch in dem nächst kommenden Jahr beschützen und deine Stärke sein, denn sein Werk schreitet voran. Wir hoffen und vertrauen auf ihn. Also sind wir guten Mutes, auch in unseren Leiden blicken wir zum Vater auf. Also wollen wir auch in diesen schweren Stunden nicht ……….
und den Herrn bitten, er möge uns weiter Kraft und Stärke verleihen, dass wir geduldig ausharren mögen, bis ans Ende.

Lieber Mann.
Hast du meinen Eltern und den Kindern schon einmal geschrieben? Deine Mutter wartet auch immer auf Antwort. Ich weiß jetzt nichts von ihr, wie es ihr geht. Einmal kann ich noch schreiben und da werde ich deiner Mutter schreiben. Meinen Eltern habe ich noch nie geschrieben. Am 7. März ist meine Zeit aus. Und was dann mit mir wird, weiß ich noch nicht. Einmal werden sich auch für uns die Gefängnistore öffnen. Und Gott, der Herr, wird uns arme Menschen befreien.

Lieber Mann.
Den Kindern habe ich deine Adresse geschrieben und sie werden dir eine Fotografie schicken, damit du sie auch siehst, wie groß sie schon sind. Zu Weihnachten dürfen wir die Fotografie einige Tage haben. Poldi und Franzi sind sehr brav und folgsam bei ihren Pflege-Eltern. Die Pflege-Eltern haben mir auch einige Zeilen mitgeteilt, dass die Kinder sehr brav und folgsam sind. Und mit der kleinen Annemarie sind sie ganz geschwisterlich. Ich freue mich schon, wenn wir uns alle wiedersehen werden, einmal wird auch die Zeit kommen, und wir werden wieder beisammen sein.

Lieber Mann.
Ich schließe jetzt meine Zeilen und der Herr möge deine Stärke sein, jetzt und immer und mit dir sein auf allen deinen Wegen.
Beste Grüße und baldiges Wiedersehn hoffen, dein Weib Pepi
Leb wohl und bleib gesund. Beste Grüße von den Schwestern und auch von der Schwester, mit der wir nach Graz gefahren sind.
Bitte baldige Antwort.
Von unserer Wohnung weiß ich gar nichts. Vielleicht kannst du mir etwas mitteilen. Auf Wiedersehn.

Das Ehepaar sah sich noch einmal für ein paar Monate als Franz Peny aus der ersten Haft entlassen wurde – vom März 1942 bis November 1943 . Danach beschränkte sich ihr Kontakt auf Briefe.


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  1. […] Auch seine Frau Josefine, erduldete in dieser Zeit viel. Sie wurde am 26.06.1940 zum Schutze der Wehrkraft zu einem Jahr Zuchthaus verurteilt. Am 06.07.1940 trat sie ihre Haft in München Stadelheim an. Nach Haftende am 7.03.1941 kehrte sie nach Vordernberg zurück. Lebensbericht Josefa Penny […]

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