Letonja Anton

Geboren: am 19. April 1919 in Donawitz, Steiermark, Österreich
Gestorben: am 1. Dezember 2007
Bruder: Wilhelm geb. 6.Mai 1915, hingerichtet in Brandenburg am 2. September 1942

Die Familie Letonja emigrierte 1924 von Österreich nach Frankreich. Der Vater war sehr an Politik interessiert und die Mutter streng religiös. 1928 kamen polnische Bibelforscher an die Tür und die Mutter nahm sofort diesen Glauben an und unterwies auch die Kinder im Worte Gottes. Im Jahr 1931 kehrten die Mutter und Anton nach Österreich zurück, während Wilhelm in Frankreich blieb.

Anton berichtet:

„Weil ich nicht mit „Heil Hitler!“ grüßte und nicht zur Hitlerjugend ging, verlor ich meine Lehrstelle als Konditor. Im Jahre 1943 erhielt ich die Vorladung zur Musterung (Deutsche Wehrmacht). Da ich jedoch staatenlos war, d.h. kein deutscher Staatsbürger, und nicht im geringsten die Absicht hatte, mich freiwillig für den Militärdienst zur Verfügung zu stellen, verweigerte ich es, mich mustern zu lassen. Ich wurde eingesperrt, aber am selben Tag wieder entlassen. Wie ich später erfuhr, stand ich von dieser Zeit an unter ständiger Beobachtung.

Am 6. Oktober 1943 holte man mich ganz einfach von der Areit weg und verhaftete mich, ohne einen Grund anzugeben. Als ich den Grund erfuhr, hieß es, dass ich den Wachtturm gelesen und verbreitet habe und deshalb werde ich angeklagt. Und so kam ich für 18 Monate in das Strafgefängnis München-Stadlheim. Bei den Vernehmungen wurde ich so geschlagen, dass ich zu Boden fiel.

Da ich die fanzösische Sprache beherrschte, verblieb ich in Stadlheim, um für französische Gefangene zu übersetzen. Nun befand ich mich in diesem Gefängnis ohne eine Verhandlung gehabt zu haben und abgeurteilt worden zu sein und wusste nicht, was mit mir geschehen würde. Mein Bruder Wilhelm war bereits erschossen worden und mein Schwager Platajs Vinko durch die Guillotine enthauptet – meine einzige Bitte an Gott Jehova war – er möge mir die Kraft geben, in Treue auszuharren.

Nach 18 Monaten Gefängnis bekam ich die erste Verhandlung. Kurz vor dem offiziellen Ende des Krieges! Während drei Tagen hatte ich vor Gericht zu erscheinen. Und wie groß war meine Freude, als das Urteil „nicht schuldig“ lautete – ein Freispruch! Ich konnte das Gefängnis noch vor Kriegsende verlassen.

 


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