geboren am: 20. Oktober 1899 in Straßwalchen, Salzburg, Österreich
Vater: Jakob Herzog
Mutter: Theresia Herzog, geb. Brudl
Verheiratet mit: Josefa Girbl, am 1.12.1930
Kinder: Tochter Hermine 25.7.1933
Letzter Wohnort: Thalheim 200, Straßwalchen
gestorben am: 6. Jänner 1940 in Berlin-Plötzensee hingerichtet
Gottfried Herzog wurde als Sohn des Jakobs und der Theresia Herzog, geb. Brudl am 20. 10. 1899 in Straßwalchen geboren. Er wurde so wie sein Vater Schneidermeister.
Er heiratete am 1.12.1930 Josefa Girbl und war schließlich in Thalheim 200, Straßwalchen wohnhaft. Am 25.7.1933 wurde Tochter Hermine geboren.
Nach Angaben der Tochter Hermine begann er sich Anfang der 30er-Jahre mit den Glaubensansichten der Zeugen Jehovas zu beschäftigt.
[title size=“3″]Verhaftung – Verurteilung – Hinrichtung[/title]
Am 14. 1. 1939 wurde Gottfried Herzog vor den Augen seiner Tochter, da er aufgrund seiner religiösen Überzeugung als Zeuge Jehovas der Einberufung zur Wehrmacht nicht Folge leistete, verhaftet. Er kam zunächst nach Salzburg, dann nach Wien und schließlich nach Berlin, wo er vor das Reichskriegsgericht kam. Die Anklage wurde am 5. 10. 1939 erhoben.
Am 23. 11. 1939 wurde Herzog durch das Reichskriegsgericht wegen Zersetzung der Wehrkraft zum Tode und zum Ehrverlust auf Lebenszeit verurteilt.
Am 20. 12. 1939 wurde er in das Zuchthaus Berlin-Plötzensee eingeliefert und am 6. 1. 1940 um 5 Uhr früh im Alter von 41 Jahren durch Enthaupten hingerichtet.
(An diesem Tag wurden 5 weitere österreichische Zeugen Jehovas ebenfalls wegen Wehrkraftzersetzung in Berlin-Plötzensee hingerichtet, nämlich Johann Ellmauer (S), Franz Mattischek (OÖ), Franz Mittendorfer (S), Johann Nobis(S) und Franz Reiter (S))
Gottfried Herzog hinterließ seine Frau und die 6 jährige Tochter Hermine.
[title size=“3″]Abschiedsbrief: Ich sterbe im guten Glauben und mit gutem Gewissen[/title]Es folgt ein Auszug aus seinem Abschiedsbrief an seine Frau und Tochter Hermine, liebevoll Weibi genannt, den er in der Nacht vor seiner Hinrichtung schrieb und aus dem seine tiefe religiöse Überzeugung deutlich zum Ausdruck kommt.
„Schweren Herzens schreibe ich Dir diese Zeilen. Wenn Du sie liest werde ich nicht mehr unter den Lebenden sein. Es ist jetzt 8 Uhr abends und um 5 Uhr wird das Urteil vollstreckt … Seid mir stark im Glauben unser lieber Herr Jesus wird bei uns sein und uns bald wieder zusammen führen, dann werden wir auf immer und ewig beisammen glücklich sein, dann wird unser Glück niemand mehr stören. …
Ich bin ganz gefaßt, es wird mich der letzte Schritt nicht sehr schwer ankommen, habe ich doch Gewißheit, euch bald wieder zu erhalten und dann für immer bei Euch Lieben zu sein. …
Ich sterbe im guten Glauben und mit gutem Gewissen. …
9 Stunden ungefähr habe ich noch zu leben, und da werde ich immer an Euch denken, im Geiste werde ich also bei Euch meine Liebsten sein bis zum letzten Atemzuge. Gott der Herr wird weiterhin mit uns allen sein. Vertrauet nur fest auf ihn. …“
(Berlin, 5.1.1940)
[title size=“3″]Schwere Zeiten für Frau und Tochter[/title]
Für die hinterbliebene Ehefrau Josefine und deren kleinen Tochter Hermine brechen schwere Zeiten an.
In einem Schreiben an die Bezirkshauptmannschaft Salzburg am 5.10.1946 bittet sie um Zuerkennung einer Rente mit folgender Begründung:
„Mein Mann, Schneidermeister Gottfried Herzog, geboren 20.10.1899 in Straßwalchen, war Bibelforscher und wurde aufgrund seiner Weigerung mit der Waffe zu kämpfen am 14. 9.1939 verhaftet, am 23.11.1939 zum Tode verurteilt und am 6.1.1940 zu Berlin hingerichtet. Ich bin daher durch das Naziregime meines Ernährers beraubt worden. … habe für meine minderjährige Tochter Hermine Herzog geb.25.7.1939 in Straßwalchen zu sorgen und bin daher nicht in der Lage meinen Lebensunterhalt selbst zu bestreiten. Außerdem sind meine Ersparnisse fast zur Gänze aufgezehrt worden, da ich während der 6 Kriegsjahre bloß eine Unterstützung für das Kind von monatlich 10 RM. Kinderbeihilfe und 20 RM vom Fürsorgeamt in Salzburg erhielt. Ich bitte daher mein Ansuchen in günstigem Sinne zu erledigen und bei der Bemessung der Rente den Umstand Rechnung zu tragen, daß ein schweres Unrecht, und 6 Jahre bitterste Not an den Hinterbliebenen wieder gut zu machen sind.“ (Hartmann, Albrecht: Kriegsdienstverweigerung im Dritten Reich, Frankfurt a. Main 1986, Seite 61)
Hermine berichtet, dass sie auch von katholischen Nachbarn Hilfe erhielten. Ein Landwirt habe ihnen jeden Tag eine halben Liter Milch gegeben.
Am 24. 9. 1998 wurde das Todesurteil vom Landesgericht Wien aufgehoben. Antragstellerin war die Tochter Hermine Kaspar.
[title size=“3″]Tochter Hermine berichtet[/title]
Augenzeugenbericht der Tochter Hermine Kaspar geborene Herzog aus dem Jahr 1998
„Ich bin 1933 in Strasswalchen, 30 Kilometer nordöstlich von Salzburg, geboren und dort auch aufgewachsen. Meine Eltern, Gottfried und Josefa Herzog, beide wie ich römisch-katholisch getauft, führten eine kleine Schneiderei. Kurz nach meiner Geburt begann mein Vater, sich mit der Lehre der Zeugen Jehovas zu beschäftigen.
Die Verfolgung begann, als ich sechs Jahre alt war. Ich kann mich noch gut daran erinnern. Eines Tages, es war der 14. September 1939, die Mutter hatte gerade zum Mittagessen gerufen, kam mir mein Vater mit zwei Polizisten auf der Strasse entgegen. Er sagte: „Ich komme gleich wieder“ aber er sollte niemals wieder kommen. Man hatte ihn verhaftet, da er sich als Zeuge Jehovas weigerte, der Einberufung zur Wehrmacht Folge zu leisten. Man brachte ihn ins Gefängnis, zuerst nach Salzburg, dann nach Wien und schließlich am 20. Dezember nach Berlin-Plötzensee, wo er am 6. Januar 1940, fünf Uhr früh, im Alter von 41 Jahren durch das Fallbeil hingerichtet wurde. Das Reichskriegsgericht [in Berlin-Charlottenburg] hatte ihn wegen „Zersetzung der Wehrkraft“ zum Tode verurteilt.
Die Leute, die meinen Vater gekannt hatten, wollten es zunächst gar nicht glauben. Sie verstanden nicht, dass man seinen Glauben so ernst nehmen könnte; er sei immer ein so lustiger, lebensfroher Mensch gewesen, sagten sie.
Ich erinnere mich noch an den Moment, als der Abschiedsbrief meines Vaters kam. Meine Mutter hat sehr geweint, und als Kind weinst Du natürlich mit. Wenn ich auch damals nicht die Tragweite erkannte, so spürte ich doch, dass etwas Schlimmes passiert war. Als ich dann älter wurde, habe ich den Brief häufig in die Hand genommen. Er stimmte mich traurig, aber mein Vater war für mich immer ein Vorbild. Ich war immer stolz auf ihn und wünschte mir, einen ebenso festen Glauben zu haben wie er.
Nach Vaters Tod hatten wir es nicht leicht. Meine Mutter bekam lediglich eine monatliche Kinderbeihilfe von 10 RM und dazu 20 RM vom Fürsorgeamt in Salzburg als Unterstützung. Zum Glück hatten wir einige Ersparnisse, die aber bei Kriegsende fast zur Gänze aufgezehrt waren. Manchmal gab uns ein Glaubensbruder etwas Geld, und auch von katholischen Nachbarn erhielten wir Hilfe. Ein Bauer brachte uns jeden Tag eine halben Liter Milch. Aber niemand durfte etwas merken, wir galten ja als „Staatsfeinde“! Es geschah deshalb meistens nachts, im Schutze der Dunkelheit, so dass es nicht auffiel.
In der Schule war ich schon ein Außenseiter. Aber ich hatte wohl Glück, denn prinzipiell ließ man mich in Ruhe. Wir hatten einen sehr alten Lehrer, der von den Nationalsozialisten nicht gerade hellauf begeistert war. Er zwang mich nie dazu, im Unterricht den Hitler-Gruß zu leisten. So blieb mir das Schlimmste [der Sorgerechtsentzug und die Wegnahme von der Mutter] erspart. Dafür wurde ich tagtäglich von einer furchtbaren Angst geplagt. Ich erinnere mich, wenn wir abends zusammensaßen, sagte die Mutter oft: „Was wird wohl werden, wenn sie auch mich einsperren? Was wird dann aus Dir, sie werden Dir doch hoffentlich nichts tun?“ So übertrugen sich ihre Angst und ihre Sorgen ungewollt auf mich. Ich lebte ständig mit der Angst, dass eines Tages auch die Mutter nicht mehr nach Hause käme.“
Quellen:
Dokumente:
Zusammenstellung RKG vom 22. 12. 1939 aus dem Archiv Prag
Auszug aus dem Buch der Urteile aus dem Archiv Prag
Zuchthauskataster Berlin-Plötzensee
Geburtsurkunde, Heiratsurkunde
Abschiedsbrief (Original in Privatbesitz)
Hartmann: „Kriegsdienstverweigerung im 3. Reich.“ Seite 61
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