Göschler Hermann

geboren am: 20. Februar 1915 in Freundsam 2, 9556 Liebenfels, Kärnten, Österreich
Verlobte: Mathilde Pirker
Kinder: 1 unehelicher Sohn Josef, geb. 30.1.1936
gestorben am: 1. Dezember 1939 in Berlin-Plötzensee hingerichtet

Vater:       Josef Göschler, Bauer
Mutter:     Anna Göschler, Bäuerin
Geschwister: mehrere

 

Hermann Göschler wurde am 20. Februar 1915 in Freundsam 2, 9556 Liebenfels, als Sohn des Josef und der Anna Göschler in eine sehr kinderreiche Bauernfamilie hineingeboren.

Er besuchte die Volksschule in Gradenegg. Nach dem Schulabschluß trat er in die Sattlerei Tischler (später Kogler) in St. Veit an der Glan als Lehrling ein und erlernte den Sattler- und Tapeziererberuf. Danach arbeitete er als Geselle in der Sattlerei Schütz in St. Veit. Da es in jenen Tagen schwierig war, eine einigermaßen sichere Arbeitsstelle zu finden, war er auch bald wieder arbeitslos und musste sich erneut um eine Arbeit umsehen. Vorübergehend fand er dann auch Arbeit beim Bau der Großglockner Hochalpenstraße. Zwei Jahre lang diente er im österreichischen Heer und erlangte den Dienstgrad eines Oberschützen. Nach dem Ausscheiden aus dem Bundesheer war er wieder etwa ein Jahr arbeitslos.

Von den heute noch lebenden Personen, die Hermann Göschler persönlich gut kannten, wird er als ein sehr aufgeweckter und lebensbejahender Mensch beschrieben, der auch gerne las. Er erfreute viele seiner Freunde mit seinem Harmonikaspiel, und man erinnert sich auch gern daran, wie schön es war, wenn er bei kleineren Unterhaltungen aufspielte.

Mitte der dreißiger Jahre, in einer Zeit großer wirtschaftlicher Not, lernte er die Bauerntochter Mathilde Pirker kennen, die ihm am 30. Jänner 1936 einen Sohn, Josef, gebar, der heute in St. Veit an der Glan lebt. Die beiden hätten gern geheiratet, aber es fehlte ihnen an allen Ecken und Enden, um einen Hausstand zu gründen.

[title size=“3″]“Bekennt sich fortan als Bibelforscher“[/title]

Von einem sehr engen Freund hatte er Literatur der Zeugen Jehovas, die damals vorwiegend unter dem Namen “Bibelforscher” bekannt waren, zu lesen bekommen. Mit einem Mal wurde ihm wie vielen anderen klar, dass wahres Christentum etwas ganz anders ist, als das, was er als Kind in der Religionsstunde gelernt hatte. Er las mit seinen Freunden die Bibel, und es wurde auch viel darüber diskutiert. Durch das intensive Studium des Wortes Gottes reifte in ihm der Entschluß, sein ganzes Leben im Dienst Gottes einzusetzen und Jesus Christus genau nachzufolgen. Bald sollte sich aber herausstellen, dass er unter den damaligen Freunden der einzige war, der bereit war, für seinen Glauben sein Leben einzusetzen.

In dem im Pfarramt Sörg aufliegenden Geburtenregister findet sich unter seinem Namen eine kurze Eintragung: „1936 aus der Kirche ausgetreten. Bekennt sich hinfort als Bibelforscher”.

Ihm, der Jahre zuvor im österreichischen Heer gedient hatte, wurde bald bewußt, dass es ein wirklicher Christ mit seinem Gewissen unmöglich vereinbaren kann, gegen seine Mitmenschen die Waffe zu erheben. Deshalb wandte er sich von der, mittlerweile auch im annektierten Österreich aufkommenden, verbrecherischen Nazidiktatur mit tiefem Abscheu ab. Den Zeugen Jehovas war es vor dem Ausbruch des zweiten Weltkrieges bereits klar, in was für ein schreckliches Blutbad der gewissenlose Diktator Adolf Hitler sein Volk und die ganze Welt hineinzuführen im Begriff war.

[title size=“3″]Misshandlungen und Todesurteil[/title]

Hermann Göschler war durch das Studium der Heiligen Schrift ein Wehrdienstverweigerer aus Gewissensgründen geworden. Gegen Mitte des Jahres 1939 wurde er in Klagenfurt verhaftet und danach in Völkermarkt inhaftiert. In Völkermarkt bekam er einen Vorgeschmack davon, was in der Zukunft auf ihn wartete. Von brutalen Nazibeamten wurde er bis zur Unkenntlichkeit geschlagen.

In Deutschland wurde vor dem Reichskriegsgericht gegen ihn und verschiedene andere Zeugen Jehovas aus Österreich am 26. September 1939 Anklage erhoben. Am 11. November wurde er zum Tode verurteilt, und wie eilig es die Nazikriegsmaschinerie hatte, ersieht man daraus, das das Todesurteil bereits am 22. November 1939 bestätigt wurde.

Am 24. November 1939 wurde er in die berüchtigte Strafanstalt Berlin-Plötzensee eingeliefert.  Seine Hinrichtung erfolgte dort am 1. Dezember 1939 durch das Fallbeil.

Dokumente:
Zuchthauskataster Berlin-Plötzensee
Militärhistorisches Archiv Prag
Vgl. Walzl 1994, 240


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