Ellmauer Johann

geboren am: 24. April 1909 in Grödig, Salzburg, Österreich
Mutter: Maria Ellmauer, geb. Wallinger
Vater: Anton, Fabriksarbeiter
verheiratet mit: Katharina Haas aus Thalgau (Sohn Rudolf, geb. 1933, mit in die Ehe gebracht)
gestorben: am 6. Jänner 1940 in Berlin-Plötzensee hingerichtet

Johann Ellmauer wurde am 24. April 1909 in Grödig als Sohn des Fabrikarbeiters Anton und Maria Ellmauer, geborene Wallinger geboren. Sein Austritt aus der katholischen Kirche erfolgte am 11. Dezember 1934. Nach seiner Verehelichung mit Katharina Haas aus Thalgau, die den im Jahre 1933 auf die Welt gekommenen Sohn Rudolf in die Verbindung mitbrachte, übersiedelte die Familie 1936 nach Thalgau.
Johann Ellmauer war Maurer, jedoch aufgrund der Arbeitslosigkeit oft auf Bauernhöfen als Knecht verdingt. Später übte er die Tätigkeit eines Kraftfahrers aus. Anfangs September 1939 „haben sie ihn vom Lastwagen heraus“ verhaftet.

 

[title size=“3″]Verhaftung – Verurteilung – Hinrichtung[/title]

Nach seinem Transport in das Gefängnis Alt-Moabit ist er dort am 3. Oktober 1939 vor das Reichskriegsgericht gestellt und am 23. November 1939 zum Tode verurteilt worden.
Bereits am 19. Dezember 1939 war das Urteil „Todesstrafe wegen Zersetzung der Wehrkraft und Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte“ verkündet und die Überstellung nach Berlin-Plötzensee am nächsten Tag durchgeführt worden.

[title size=“3″]Abschiedsbriefe[/title]

Liebe Frau!
Vor allem bist Du aufs Herzlichste gegrüßt. Ich danke Dir für Deinen Brief, den ich am 26. 12.39 erhalten habe und eine Karte von der Maridi, von dem Packl, was Mutter und Anna geschickt haben sollten, wie ich auf der Karte gelesen habe, weiß ich nichts; ich habe Dir doch geschrieben, dass ich nichts empfangen darf. Liebe Frau, Dein Brief hat mich sehr gefreut, daß es mit der Gesundheit Dir besser geht.
Ich danke täglich dem Gott, daß Du wieder ganz gesund wirst und kräftig und stark bist, daß Du alles ertragen kannst, was noch über uns kommt. Aber mit der Hilfe des HERRN geht alles. Denn sein Wille geschehe. Er ist der Spender des Lebens. Liebe Käthi, ich muß Dir mitteilen, dass ich nicht meher in Alt Moabit bin, sondern in Plötzensee in einer Strafanstalt ganz in der Nähe von Berlin und gebe auch bekannt, daß ich nicht mehr so oft schreiben darf, auch Du musst dich ein bisschen einschränken, auf 14 täglich einen Brief zu schreiben.
Die Schwester und Mutter sollen halt bei Dir ein Blatt beilegen. Monatlich können Sie ja auch schreiben, überhaupt jetzt, wo man nicht weiß, wie lange ich noch da bin. Also, liebe Frau, sei guten Mutes und verzage nicht, denn Du weißt, wer unser Beschützer und Tröster ist. Ich bin immer gesund und wohlauf, wenn ich auch manchmal trübe Stunden habe.
Liebe Käthi! Da kann man halt nichts machen, dafür ist der LOHN um das größer (Jakobus 1:2, 12, Ofbg. 20:4).

Liebe Frau!
Ich habe vor einigen Wochen Dir und Mutter geschrieben und eine Woche später Deinem Vater und auch für Dich habe ich ein Blatt geschrieben. Habt Ihr diesen Brief nicht erhalten, weil Du nichts davon geschrieben hast? Was macht Rudi immer, ist er brav und fleißig zu Hause und in der Schule? Rudi, Du weißt, dass Du mir damit die größte Freude machst und wenn Du einige Worte schreibst bei jedem Brief, was die Mutter schreibt, da kommt mir vor, ich sehe Dich vor mir sitzen, wie Du schreibst. Also lieber Rudi! Fange das neue Jahr gut an, dass Du gesund und lange lebst und ein tüchtiger Junge wirst.
Mit Grüßen von Vater.
Auch Dir Weibi wünsche ich aus der Ferne ein glückliches und gesundes Neues Jahr, möge Gott es Dir geben. Ich schließe mein Schreiben mit vielen Grüßen und Küssen von Deinem treuen Mann Hans.
Auf Wiedersehen! (Erster Abschiedsbrief von Johann Ellmauer aus Berlin, Plötzensee vom 29. Dezember 1939). Quelle: Jehovas Zeugen Österreichs, Geschichtsarchiv.

Am 5. Jänner 1940 verfasste Johann Ellmauer den zweiten Abschiedsbrief, nachdem ihm die Vollstreckung des Todesurteiles mitgeteilt worden war.

Liebe Frau!
Ich sende Dir die letzen Grüße aus der Ferne. Teile mit, dass mein Urteil vollstreckt wird, aber sei getrost, es gibt ein Wiedersehen. Ich bin guten Mutes und Wohl auf.
Liebe Frau, die Sachen und Einrichtung, alles was ich habe, gehört Dir, Du kannst alles für Dein Eigentum behalten, denn wir haben alles mitsammen erspart und geschaffen und errungen. Liebe Frau, sei stark und trachte, dass Du gesund wirst und kräftig und laß es Dir noch gut gehen, so lange Du noch lebst, denn bei mir ist es jetzt aus, ich habe ausgekämpft. Ich gehe in Ruhe, bis mich der Herr wieder ruft, dann haben wir ein besseres Leben wie jetzt, dann gibt es ein Wiedersehen, dann haben wir ein schönes und freudiges Leben, denn wir kommen ja wieder zusammen. Die Zeit, wo wir getrennt sind, ist kurz. Jehova führt uns wieder zusammen für immer und ewiglich. Sei getrost und danke Gott, denn ich habe jetzt auch nichts von meinem Leben.
Liebe Frau, letzte Grüße und Küsse von Deinem treuen Mann Hans
Letzte Grüße an Rudi, Großvater und alle bekannten Salzburger und aus Thalgau
Auf Wiedersehen
(Hiob 14:13 – 15; Römer 4:17, Jak. 1:2, 3 12; Off.20:4; Joh. 11:23 – 27)
(Zweiter Abschiedsbrief von Johann Ellmauer aus Berlin, Plötzensee vom 5. Jänner 1940).
Quelle: Jehovas Zeugen, Geschichtsarchiv

Diesem Brief war ein Blatt beigelegt, auf dessen Vorderseite er mit einem Liedtext (altes Volkslied) von seiner Frau Käthi Abschied nahm.

Wenn sich zwei Herzen scheiden,
die sich dereinst geliebt,
das ist ein großes Leiden,
wie` s größer keines gibt.
Es klingt das Wort so traurig gar:
Fahr wohl, fahr wohl auf immer dar,
wenn sich zwei Herzen scheiden,
die sich dereinst geliebt.

Da ich zuerst empfunden,
dass Liebe brechen mag,
war mir, als sei verschwunden,
die Sonn` am hellen Tag.
Wie klang das Wort so traurig gar:
Fahr wohl, fahr wohl auf immer dar,
da ich zuerst empfunden,
das Liebe brechen mag.

Mein Frühling ging zur Rüste,
ich weiß gar wohl, warum,
die Lippe, die mich küsste,
ist worden für mich stumm.
Das eine Wort nur sprach sie klar:
Fahr wohl, fahr wohl auf immer dar,
mein Frühling ging zur Rüste,
ich weiß gar wohl, warum.

(Quelle: Jehovas Zeugen, Geschichtsarchiv)

Dieser Abschiedsbrief fand in den Kriegswirren seinen Weg in die Zentrale der Zeugen Jehovas in Bern/Schweiz, die dafür sorgte, dass dieser in der Zeitschrift Trost (heute Erwachet!) vom 15. April 1940 veröffentlicht wurde, unter der Überschrift „Sei getreu bis zum Tode“. Es sollte gleichsam ein Dokument christlicher Standhaftigkeit sein und andere in ihrer christlichen Überzeugung bestärken.

Johann Ellmauer wurde am 6. Jänner 1940 wegen Verweigerung des Eides durch das Fallbeil hingerichtet und anschließend in Berlin-Plötzensee in einem Massengrab bestattet.

Am 18. Mai 2008 wurde für Johann Ellmauer und sieben weitere Thalgauer Gemeindebürger auf Initiative von Prof. DDr. MMag. Bernhard Iglhauser eine Gedenkstätte in Thalgau errichtet. Dabei wurde das alte Volkslied „Wenn sich zwei Herzen scheiden“ aufgeführt.
Am 3. Oktober 2008 wurde bei der auch von Dr. Iglhauser initiierten Veranstaltung „Endstation Moabit“ Johann Ellmauers und anderen Zeugen Jehovas aus Salzburg erinnert.

Quellen:
Jehovas Zeugen, Geschichtsarchiv: Briefe
Prof. DDr. MMag. Bernhard Iglhauser „Hut ab vor diesen Bekennern“ 1914-1945, Thalgau 2008, S.356-363
Bilder von Johann Ellmauer stammen von Bernhard Iglhauser, der sie 2008 von der Schwester Johann Ellmauers erhalten hatte.

https://www.sn.at/wiki/NS-Opfer-Gedenkstätte_in_Thalgau


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