Thaller Valentin

Geboren am: 9. Juli 1891 in Goritschach, Gemeinde Mieger, Kärnten, Österreich
Eltern: Vater: Simon Thaller, Besitzer der Hanslmühle, katholisch
Mutter: Agnes Thaller, geb. Kopeinik, Hausfrau, katholisch
Geschwister: 3 Brüder, 2 Schwestern
wurde 1937 Bibelforscher
Verheiratet mit: Mathilde Thaller, Köchin
Kinder: 4 Söhne, 2 Töchter, 1 Stieftochter
Verstorben am: ?

Gefängnisaufenthalte:
15.5.1943 – 20.5.1943 Gefängnis Klagenfurt zusammen mit Tochter Katharina
28.5.1943-4.5.1945 KZ Dachau
Ende Juni 1945 Heimkehr

 

Valentin Thaller wurde am 9. Jänner 1891 in Goritschach, Gemeinde Mieger, Kärnten, als Sohn des Simon Thaller, Besitzer der Hanslmühle, geboren. Seine Mutter, Agnes Thaller, geboren in Maria Rain (siehe Geburts- und Taufschein), war Hausfrau.
Vor dem 1. Weltkrieg war er als geprüfter Heizer im Krankenhaus tätig. Ende des 1. Weltkrieges wurde er aufgrund seiner Kriegsverletzungen als 100 % -iger Invalide eingestuft.

Valentin Thaller wurde im römisch-katholischen Glauben getauft (siehe Geburts- und Taufschein).
In der Politik schlug er eine links-orientierte Richtung ein (Sozialist), war aber kein Parteimitglied.

[title size=“3″]Kontakt zu Bibelforschern[/title]

Seinen ersten Kontakt hatte er berits 1921, als er sich im Invalidenheim Klagenfurt befand. In den 30er Jahren erhielt Valentin Thaller von Jakob Kopatsch (Klagenfurt – St. Ruprecht), einem damaligen Bibelforscher, eine Bibel. So besaß er 2 Bibeln: eine von Jakob Kopatsch und eine ältere Übersetzung einer katholischen Bibel, die er später von einer Wirtstochter erhielt. Bald darauf trafen Valentin und seine Frau den Zeugen Jehovas Matthias Bödendorfer am Benediktinerplatz. Seine Frau, Mathilde, zeigte großes Interesse worauf auch Valentin Thaller in ein Bibelstudium einwilligte. Durch sein eifriges Bibellesen war er in derselben gut bewandert.

Laut Auskunft des zuständigen Pfarramtes St. Margareten/Rosental liegt zwar keine Austrittserklärung aus der römisch-katholischen Kirche vor, wohl aber gab es unter der Spalte Religion eine Nullifikation.

Valentin ließ sich 1937 taufen. Da Zeugen Jehovas zu dieser Zeit bereits heftig angefeindet wurden, mußte die Taufe geheim durchgeführt werden.
Seine Frau, seine Tochter Katharina und sein jüngster Sohn Herbert ließen sich am 3. April 1943 in einer Badewanne bei einer Glaubensschwester in Klagenfurt/St. Ruprecht taufen.

Seine Predigttätigkeit führte er jeden Sonntag mit dem Fahrrad durch. Die Literatur stand nur begrenzt zur Verfügung. Durch das Literaturverbot waren nur Einzelstücke vorhanden, die von Peter Vajvoda vervielfältigt und unter den Glaubensbrüdern verteilt wurden. Valentin hatte damals schon ein Abonnement vom „Wachtturm“ und vom „Goldenen Zeitalter“ (heute Erwachet).

Da die Missionstätigkeit der Zeugen Jehovas bereits verboten war, wurde eine geschickte Gebietsaufteilung vorgenommen. Valentin Thaller fuhr mit dem Fahrrad nach Ferlach, wo er unbekannt war, um seine Missionstätigkeit durchzuführen und Glaubensbrüder aus Ferlach führen nach Klagenfurt. Seine Missionstätigkeit erstreckte sich sogar bis nach Eisenkappel. Diese Tour machte er im Winter ebenfalls mit seinem Fahrrad.
Sein Fahrrad nützte er auch um die Zusammenkünfte zu besuchen, die in den Gasthöfen „Stadt Wien“ und „Stadt Egger“ (in Klagenfurt) abgehalten wurden. Eine weitere Zusammenkunft, in der der Wachtturm gelesen wurde, fand unter freiem Himmel am „60er Berg“ statt. 1935 besuchten Valentin, seine Frau und seine Tochter Katharina das Photodrama der Schöpfung, das damals im Hotel Heimlinger in der Völkermarkterstraße zu sehen war.

[title size=“3″]Verhaftung und Überstellung ins KZ[/title]
Zur Verhaftung führten mehrere Faktoren:
Seine Tochter, Katharina Thaller, hegte 1936 den Wunsch aus der katholischen Kirche auszutreten. Aus diesem Grund musste Valentin Thaller auf die Bezirkshauptmannschaft um den Wunsch seiner Tochter durch sein Einverständnis zu bekräftigen.
Der endgültigen Anlass zur Verurteilung war die Tatsache, dass er seinen damals 10järigen Sohn Herbert verbot zum nationalsozialistischen Jugendtreff (kurz: Pfümpfe) zu gehen. Der nationalsozialistische Jugendtreff umfasste „Pfümpfe“ (Burschen bis 10 Jahre) und die Hitlerjugend (Burschen über 10 Jahre).
Wahrscheinlich wurde die Verhaftung durch die Nachbarin, Baronin Böhm von Penzing (Eigentümerin vom Farchernhof, wo die Familie Thaller lebte), eingeleitet, da sich schon Tochter Katharina ihr gegenüber weigerte dem „Bund deutscher Mädchen“ beizutreten.

[title size=“3″]Eigene Frau verrät Mann[/title]

Valentin selbst schreibt in seinem Bericht, dass er von seiner eigenen Frau, die sich zu einer erbitterten Gegnerin entwickelte, denunziert wurde, was die Verhaftung auslöste.

[title size=“3″]Verhaftung und Einlieferung in das KZ Dachau[/title]

Am 15.05.1943 wurde Valentin Thaller zusammen mit seiner Tochter, Katharina, von der Gestapo in Klagenfurt inhaftiert. Grund: Das Festhalten am Glauben der Zeugen Jehovas.

Am 28.05.1943 traf Valentin Thaller im KZ Dachau ein. Seine Häftlingsnummer lautete 48138 (laut Zertifikat vom 20.06.1945).
Tochter Katharina kam nach Ravensbrück.
Bei der Inhaftierung erhielten Jehovas Zeugen einen lila Winkel als Kennzeichnung für ihre Gesinnung. Valentin Thaller erhielt im KZ Dachau aber einen „roten Winkel“ (Zeichen für Sozialisten). Da man wusste dass Zeugen Jehovas hochanständige Menschen sind, die man aus keinem Grund hätte einsperren können, regte sich beim Anblick des lila Winkels das Gewissen der Lageraufsicht. Durch den Anblick des roten Winkels konnten sie ungehemmt ihre menschenentehrenden Handlungen durchführen.
Valentin schreibt in seinem Bericht (1971) über Dachau Folgendes:

„Die Folterungen in Dachau will ich nicht schildern. Darüber wurde ja schon viel geschreiben. Für einen Christen ist in einer solchen Situation der Glaube wichtig. Ich will nur zwei Dinge aus dem Lager Dachau erzählen, die mich betrafen.

Als wir nach Dachau kamen, wurden mir die Zivilkleidung abgenommen. Ich bekam ein Hose vom K.u.K. Ulanenregiment und holländische Holzschuhe mit der langen Nase vorne. Ich sah so aus, als wie der Mann auf der Darmolschachtel. Einmal passierte es, daß die Kleidung getauscht wurde. Wir mußten uns in Reih und Glied aufstellen. Es wurde uns streng aufgetragen, nicht zu drängeln. Aber als der Stubenälteste weggegangen ist, sind alle nach vorne gerannt. Ich blieb stehn. Als ich an die Reihe kam, war nichts mehr da. Der Stubenälteste schaute mich an und frug mich, ob ich nichts bekommen habe.“

Thaller erhielt schließlich moderne Stulpenhosen und einen Rock, der ihm wie angegossen paßte. Alle wunderten sich über seinen Anzug.
Er wurde zu dem Arbeitskommando Gurtenweberei eingeteilt. Thaller wusste nicht, ob diese Gurten vulkanisiert und dann für Gewehrriemen verwendet werden sollten. Er verweigert diese Arbeit.

…“der Unterkapo sagte mir, ich solle so lange die Arbeit verrichten, bis er für mich eine andere habe. Ich tat es aber nicht. Nun holte man den Oberkapo, der ein ganz gemeiner und brutaler Kerl war. ‚Was du Schlawiener, s’kriegsbrot frischt wohl, aber Kriegsdienst willscht net leischta.“ (… das Kriegsbrot frisst wohl, aber Kriegsdienst willst nicht leisten!).

Valentin Thaller erzählte davon, dass der Wachtturm in das Lager eingeschleust werden konnte, ohne dass die Lagerleitung etwas davon bemerkte. Das stärkte natürlich seinen Glauben und den seiner Glaubensbrüder.
Ende April 1945 wurden die KZ-Häftlinge auf die Räumung des Lagers vorbereitet. Wer sich für den Fußmarsch zu schwach fühlte musste vortreten. Valentin Thaller ließ sich zusammen mit Johann Obweger jun. „aussieben“, was für sie bedeutete zurückgelassen zu werden. Total abgemagert und ausgebrannt vor Hunger fanden sie im Lager kleine Kistchen mit Käse. Das meiste davon war zwar schon von Maden befallen aber der brauchbare Rest rettete beiden das Leben.

Im Mai 1945 wurden Valentin Thaller und Johann Obweger jun. von den Alliierten befreit. Valentin Thaller verließ am 20.Juni 1945 das KZ Dachau (siehe Certificate). Danach kehrte er zu seiner Familie nach Kärnten zurück.

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