Steininger Rudolf

Geboren: am 9. April 1894 in Marbach am Feld
Gestorben: am 15.12.1939 in Berlin-Plötzensee hingerichtet
Wohnhaft in Wien 5, Margaretenstr. 134/1.Stg/3. Stock/17a
Verheiratet mit Barbara

[title size=“3″]Verhaftung – Urteil – Hinrichtung[/title]

Verhaftet am 4.9.1939 in Wien wegen Verweigerung des Militärdienstes.

Verurteilt vom Reichskriegsgericht am 15.11.1939.

Am 15.12.1939 in Berlin-Plötzensee hingerichtet.

[title size=“3″]Abschiedsbrief[/title]
Berlin Plötzensee, 14. Dezember 1939
Königsdamm 7

Im Anfang viele Grüße, bin noch gesund, was ich auch von Dir hoffe, liebe Wetti! Bleib recht gesund und vergiß nicht auf unseren Gott Jehova.

Du weißt, daß wir alles Gott überlassen haben, liebe Wetti. Sei gefaßt und bleib auch stark im Herzen und vertraue auf Ihn, er wird Dir immer helfen. Du weißt Wetti, wenn ich nicht treu bleibe, würde ich alles verlieren, ich hätte nie mehr Gelegenheit zum Leben. Auf Grund meiner Erkenntnis kann ich nicht anders. Es würden mein Vater, meine Mutter und alle meine Geschwister auf der Erde leben und ich würde nicht bei Dir und bei Ihnen sein können. Wir glauben doch auf die Auferstehung und werden uns im Königreich Gottes wieder sehen.
Liebe Wetti, daß Gnadengesuch ist abgelehnt worden, und morgen den 15. Dezember in der Früh ist die Urteilsvollstreckung. Liebe Wetti, ich fürchte mich nicht davor, ich bin gefaßt darauf, ich verliere halt das Leben in Treue, als Streiter Gottes! Was ja ein Soldat auch in Treue, für das er ja auch den Eid geleistet hat, geben muß.

Liebe Wetti, verzeihe mir, wenn ich Dir vielleicht öfter Unrecht tat, was auch ich Dir verzeihe. Ich glaube, wir haben uns gegenseitig nicht viel zu verzeihen. Wetti, ich möchte Dich bitten, bleib stark und trag es ruhig. Du weißt für was wir leiden und werden uns im Königreich Gottes wiedersehen. Ich gebe auch in diesem Brief bekannt, daß alle meine Sachen, Kleider und alles in den Besitz meiner Frau Barbara übergeht; wohnhaft: Wien 5, Margarethenstr. 134, 17a. Hebe Dir diesen Brief auf Wetti! Liebe Wetti lebe Wohl!
Grüße und Küsse, Dein Rudolf.

Habe Dir den 8. Dezember einen Brief geschrieben und da hab ich gerade Deinen Brief vom 27.11 erhalten; was ich Dir ja auch gleich geschrieben habe. Habe seit diesen Brief kein Schreiben von Dir erhalten. Liebe Wetti, verbringe die Feiertage trotzdem gut und fahre mit zu Deinen Brüdern und verbringe die Feiertage dort. Ich lasse sie auch alle nochmals grüßen. Meinen Bruder Franz werde ich vielleicht selbst noch einige Zeilen schreiben. Liebe Wetti, nochmals viele Grüße und lebe wohl, auf Wiedersehen!
Lasse mir die in der Märzstraße und in Meidling und alle Bekannten und Nachbarn grüßen. Wetti, mir ist es bisher sehr gut gegangen, wurde immer gut behandelt, hier in Berlin genau so gut wie in Wien.
– Zensur 7 Zeilen – beseitigt
Wünsche Dir auch ein glückliches Neujahr!
Nochmals viele Grüße und Küsse, Dein Rudolf.
Es ist abends und habe zu essen, was ich wünsche.
(Rechtschreibung wie im Original)


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