Pitteroff Leopold

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geboren am: 18. Oktober 1899
Eltern: Vater Leopold, Mutter Genovefa
verheiratet mit: Elfriede Bayer, geb. 1.1.1901 in Laibach
gestorben am: 23. Jänner 1966

Leopold Pitteroff wurde am 18. Oktober 1899 in Graz geboren. Seine Mutter hieß Genovefa und sein Vater Leopold. Über seine Kindheit ist nichts bekannt. Er war von Beruf Schlosser und später Vertreter. Er wohnte in Graz an verschiedenen Orten, u.a. auch in der Grünegasse.

Im Oktober 1945 heiratete er Elfriede Bayer geb. 1.1.1901 in Laibach und zog in ihr Haus in der Weissenkircherstraße 35 in Graz- Eggenberg. Die Ehe blieb kinderlos.
Pitteroff war 5 Jahre bei der französischen Fremdenlegion. Im Jahr 1931 hörte er den ersten Vortrag Bibelforschern, wie Zeugen Jehovas damals noch hießen. Eduard Payer, der bevor er nach Graz zog die Gruppe der Bibelforscher in Leoben betreute, hielt damals den Vortrag in Graz.
Pitteroff trat 1933 aus der römisch katholischen Kirche aus und ließ sich 1935/36 als Zeuge Jehovas in Graz taufen.

[title size=“3″]Verhaftung und KZ Sachsenhausen[/title]

Im Mai 1939 wurde Pitteroff von der Gestapo in Graz verhaftet. Zunächst wurde er im Gefängnis Graz Paulustor und danach im Grazer Landesgericht inhaftiert. 1941 wurde er in das KZ Sachsenhausen überstellt. Ein genaues Datum ist nicht bekannt.
Außerdem wurde Leopold Pitteroff als Häftling im Konzentrationslager Flossenbürg geführt. Dort hatte er die Häftlingsnummer 2919. Daten dazu sind derzeit nicht bekannt.
Er kam im Oktober 1942 schließlich zur sogenannten 1. SS-Baubrigade (Vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/SS-Baubrigade und https://de.wikipedia.org/wiki/Erich_Frost), einer Gruppe von 1000 KZ-Häftlingen.

Leopold Pitteroff und Rudolf Stonig waren die einzigen Österreicher unter den 52 Zeugen Jehovas, die sich bei der 1. SS-Baubrigade befanden. Als im Juni 1944 die Invasion begann wurden die Häftlinge per Zug über Frankreich, Belgien, Holland wieder nach Deutschland ins KZ Nordhausen, dann ins Salzbergwerk Sollstett gebracht, wo sie ein Lager aufbauen sollten. Danach ging es über Tschechien nach Österreich, das KZ Mauthausen war zu überfüllt und so landete der Trupp in Steyr.
Im Außenlager Steyr-Münichholz wurden am 5. Mai 1945 etwa 50 vorwiegend deutsche Zeugen Jehovas der sogenannten 1. SS-Baubrigade befreit. Dank der Intervention eines russischen Häftlings gelang es ihnen, das Lager unbehelligt von den Racheaktionen der russischen Häftlinge an allen Deutschen zu verlassen.

Helmut Knöller berichtet:
„Schließlich hielt unser Zug in Steyr/Österreich. Die SS erhielt Befehl, uns einem kleinen Lager zu übergeben. Vorher wurden alle Kranken zusammengestellt und zum Vergasen in ein großes Lager gebracht. Nur mit Mühe und List konnten wir unsere kranken Brüder davor retten!

5 Tage später rannte plötzlich die SS um ihr Leben in die nahelegenden Wälder und Berge: Am Lagereingang wurde die weiße Flagge gehisst! Es war der 5. Mai 1945. Am nächsten Abend packten wir 50 Brüder gemeinsam unsere Sachen, luden sie auf einen großen Anhänger, setzten unsere Kranken drauf und zogen den Wagen mit vereinten Kräften Richtung Heimat! Inzwischen hatten sich die Häftlinge Waffen und Alkohol beschafft und die russischen Gefangenen führten nun ihre Rache an den deutschen Häftlingen durch, die vorher die Mitgefangenen als Helfershelfer der SS drangsaliert hatten. Als wir gerade zum Lager hinausfahren wollten, machten die Russen das Tor vor uns zu und weigerten sich, uns hinauszulassen! Unsere Gebete gingen zu Jehova. Zwei Russen, die die Wahrheit angenommen hatten, konnten nicht viel ausrichten. Doch kam dann ein anderer Russe, der uns kannte und er erklärte:

‚Bibelforscher, alles gute Kameraden, waren nicht böse, lasst sie gehen!‘

Das Tor ging auf und wir konnten gehen. Hörbar atmeten wir auf. Kein anderer Deutscher kam mehr lebend heraus! So zog nun unser Treck in Richtung Deutschland. Nach einigen Tagen fanden wir einen Traktor und Treibstoff dazu, spannten ihn vor unseren Anhänger und brauchten nun nicht mehr zu schieben, sondern konnten uns aufsetzen und fahren!“
Leopold Pitteroff kam im Sommer 1945 nach Graz zurück. Nach Kriegsende versammelten sich etwa 35 Zeuginnen und Zeugen Jehovas im Gasthaus „Auge Gottes“ in der Strauchergasse und bildeten die erste Versammlung in Graz. Leopold Pitteroff gehörte neben Eduard Payer, Ernst Reiter, Hans Ruhdorfer, Anton Letonja und Heinz Schachner zu den verantwortlichen Zeugen Jehovas in dieser Aufbauphase nach dem Krieg.
Im Oktober 1945 heiratete er die Zeugin Jehovas Elfriede Bayer, die vor dem Krieg die Lebensgefährtin von Eduard Wohinz war, der als Zeuge Jehovas in Hartheim vergast wurde.
Die beiden waren bis zum Tod von Leopold im Jahr 1966 verheiratet. Leopold verstarb am 23.1.1966
Elfriede verstarb am 8.8.1988.

Quellen:
Meldekartei Graz
Informationen von Elfriede Pitteroff vom 21.4.1988
OF-Akten Landesarchiv Steiermark: (405 Pi 98 Wohinz Eduard; Antragsteller Elfriede Pitteroff, Graz-Eggenberg, Lebensgefährtin (1930 bis zur Verhaftung)


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