Obweger Hermine, verh. Liska

Geboren: 12. April 1930 in St. Walburgen/Görtschitztal, Kärnten, Österreich
Aufgewachsen in: St. Walburgen/Görtschitztal

Eltern: Johann und Elisabeth Obweger (geb. Peitler)

Geschwister: Johann, Josef, Michael, Franz

Lebt heute in der Nähe von Graz, Steiermark

Hermine Liska, geb. Obweger, wurde 1930 geboren und wuchs in St.Walburgen/ Görtschitztal (Kärnten) auf. Ihre Eltern besaßen einen großen Bauernhof und waren „Ernste Bibelforscher“ als Hermine zur Welt kam. Familie Obweger hatte 6 Kinder. Der erste Sohn starb bevor er 3 Jahre alt war, Johann wurde 1914 geboren, Josef 1920, Michael 1925, Franz 1926 und Hermine 1930.

Als Adolf Hitler in Österreich einmarschierte war sie noch nicht einmal 8 Jahre alt.  Die meisten Leute in der Gegend waren in Jubelstimmung.
Wegen der Verweigerung des Hilter-Grußes bekam Hermine bald Schwierigkeiten in der Schule.

[title size=“3″]Einlieferung in das nationalsozialistische Erziehungsheim in Waiern[/title]

Im Jänner 1941 wurde der Vater vor das Jugendgericht zitiert. Es wurde ihm ein Schriftstück zum Unterschreiben vorgelegt, worin er sich verpflichten sollte, seinem Glauben abzuschwören und seine Kinder nach der nationalsozialistischen Ideologie zu erziehen. Da er ablehnte, wurde ihm die Erziehungsberechtigung entzogen. Anfang Feburar 1941 kam eine Frau von der Fürsorge und holte Hermine ab. Sie wurde in das nationalsozialistische Erziehungsheim in Waiern bei Feldkirchen (Kärnten) gebracht wurde – 50 km von meinem Heimatort entfernt. Da sich Hermine auch dort weigerte mit dem Hitlergruß und die Fahne zu grüßen, nationalsozialistische Lieder zu singen und zur Hitlerjugend zu gehen, wurde es ihr verboten in die Hauptschule in Feldkirchen zu gehen. Strafen, wie Essensentzug, Streichen von Freizeitaktivitäten, und Arbeit auf einem zum Heim gehörenden Bauernhof wurden verhängt. Die Eltern hatten Besuchsverbot.

[title size=“3″]Erziehungsanstalt Adelgunden in München[/title]

Der Vater versuchte Hermine heimlich am Schulweg zu treffen. Dies wurde jedoch bemerkt und um diese Kontakte ein für alle Mal zu unterbinden, brachte die Behörde die 11-jährige Hermine im September 1941 nach München in die Adelgunden-Anstalt, ein von Klosterschwestern geführtes Heim. Die Eltern hielten brieflich Kontakt und ermunterten Hermine, standhaft im Glauben zu bleiben. Dann ließ  der Direktor Hermine rufen und drohte, dass sie keine Briefe mehr bekommen würde, wenn etwas über den Glauben drinnen stehen würde.
Einer von Hermines Brüdern hatte sich bereit erklärt, Militärdienst zu leisten. Geschickt spielte die Heimleitung dies als Argument aus. Jedoch Hermine antwortete fest:  „Ich bin nicht ein Nachfolger meines Bruders, sondern ich bin ein Nachfolger Jesu Christi.“

Als die Bombenangriffe im Sommer 1943 in München zunahmen, wurden die Kinder der Adelgunden-Anstalt  in die Nähe von Ingolstadt evakuiert und wurden bei Bauern untergebracht. Nach der Schule mussten sie u.a. bei der Kartoffel- und Hopfenernte mithelfen und in Haus, Stall und am Feld arbeiten. Ende März 1944 kam Hermine wieder zurück nach München in die Anstalt. In dieser Zeit hatten die Bombenangriffe so zugenommen, dass alle fast Tag und Nacht im Luftschutzkeller verbrachten.

Hermines Eltern schrieben laufend Gesuche um Entlassung und Ende April 1944 durfte sie nach Hause fahren. Allerdings musste sie noch ein sogenanntes Pflichtjahr ableisten. Bauerntöchter durften dies meist am elterlichen Hof tun. Hermine durfte das nicht und kam wieder von zu Hause weg.

Einige Wochen nach ihrer Rückkehr erfuhr Hermine, dass einige Tage nachdem ich nach Hause gefahren war, die Adelgunden-Anstalt von Bomben schwer getroffen wurde und 9 Mädchen und 3 Nonnen umkamen. Hermine wäre sicher dort auch getötet worden, denn unter den 9 Mädchen war ihre Freundin, neben der sie immer gesessen ist.

Am 8. Mai 1945 war der Krieg zu Ende und Hermine kam endlich nach Hause – nach mehr als vier Jahren.

Liska: „Meine schulische Ausbildung wurde während der Zeit des Krieges sehr behindert (Rückversetzung, Hauptschulbesuch verweigert, von Feldkirchen nach München gebracht, dann Evakuierung aufs Land, gemeinsamer Unterricht der 10-14Jährigen). Da ich aber einen Beruf erlernen wollte, ermöglichten mir meine Eltern die Frauenberufsschule in Klagenfurt zu besuchen (1947-49). Leider war es mir nicht möglich, die Schule zu beenden, da meine Mutter inzwischen erkrankte und ich zu Hause am Hof dringend gebraucht wurde.

1950 lernte Hermine ihren Mann Erich kennen und 1952 heirateten sie und zogen in die Steiermark. 1953 kam das erste Kind, Margit, zur Welt, dann Angelina und Andreas. Erich Obweger war bis zu seiner Pensionierung leitender Angestellter bei der Rasierapparatefabrik Payer in Reiteregg bei Graz. Er verstarb 2002.“
Hermine Liska ist seit dem Jahr 2002 eine anerkannte Zeitzeugin des BMfUKK und besucht seit dieser Zeit Schulen in ganz Österreich um ihre Geschichte zu erzählen.

 

[title size=“3″]Goldenes Ehrenzeichen für Zeitzeugentätigkeit[/title]

Die 86-jährige Hermine Liska wird nicht müde, nahezu jeden Tag frühmorgens aufzustehen um in die Schule zu gehen. Seit nunmehr fast 20 Jahren besucht sie Schulen in ganz Österreich um den Schülern ihre Geschichte zu erzählen.

Eine Geschichte, die Jugendliche unserer Zeit bewegt. Nicht selten gibt es Kommentare wie „kein Geschichtsunterricht kann DAS vermitteln, was Sie erzählen“ oder „besonders berührt hat uns Ihre persönliche Darstellung der Ereignisse zur Zeit des NS-Regimes. Ihre Tapferkeit und ihr Mut haben uns sehr beeindruckt. Für viele von uns sind Sie ein Vorbild geworden …“

Zeitzeugengespräche sind ein wertvoller Beitrag junge Menschen zu Toleranz zu erziehen und weisen darauf hin, wie wichtig es ist, nicht zu schweigen wenn Unrecht geschieht.

Der pädagogische Wert dieser Zeitzeugengespräche liegt darin, zu zeigen, wozu Intoleranz, geschickt geschürte Vorurteile und verhetzende Propaganda führen können. Außerdem soll die heutige Jugend dazu angehalten werden, ein gesundes Selbstbewusstsein zu erlernen und ‚nein‘ zu negativem Gruppenzwang (auch bei Alkohol und Drogen), Rassismus und Ausgrenzung von Minderheiten zu sagen.

Mehr als 160.000 Schüler haben bereits an den Zeitzeugengesprächen teilgenommen.

Im Herbst 2015 wurde Hermine Liska zusammen mit dem Buchautor Bernhard Rammerstorfer (Buch: „Im Zeugenstand“) an die Eliteuniversitäten wie die University of Connecticut, Connecticut – Boston College, Massachusetts – Harvard University, Massachusetts – Stanford University, California – Ronald Reagan Library, California – Los Angeles Museum of the Holocaust, California – Pepperdine University, California – in die USA eingeladen.

Am 12. Mai 2016 wurde Hermine Liska von Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer für diese unermüdliche Tätigkeit als Zeitzeugin das Goldene Ehrenzeichen des Landes Steiermark verliehen.

 


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