geboren am: 18. Mai 1898 in Eisenerz, Steiermark, Österreich
wohnhaft in: Zell/Waidhofen/Ybbs, Niederösterreich
gestorben: unbekannt
Taufe als Zeugin Jehovas 1938
Gefängnis-/KZ-Aufenthalte:
12.6.bis 14.12.1940 U-Haft in St. Pölten oder Wien
14.12.1940 Urteil in St. Pölten: 2,5 Jahre Zuchthaus
bis 2.3.1943 Zuchthaus Aichach
2.3.1943 bis 1945 KZ Ravensbrück
Judith hatte regelmäßigen Kontakt mit dem Ehepaar Anna und Stefan Piringer aus Waidhofen, die von ihr 1939 auch getauft wurden. Die Familie Piringer hatte 6 Kinder, die ihnen weggenommen wurden, da sie im Sinne der religiösen Vorstellungen der Zeugen Jehovas erzogen wurden.
Im April 1940 schrieb Judith im Namen des Ehepaares Piringer einen Brief an die Pflegeeltern des kleinen Franz Piringer, in dem sie sich nach dem Befinden ihres Kindes erkundigten und ihn zurückforderten. Dieser Brief wurde von den Empfängern der Polizei übergeben. Das hatte zur Folge, dass sowohl das Ehepaar Piringer als auch Judith Hochegger verhaftet wurden. Anna und Stefan Piringer starben in Konzentrationslagern. (Siehe Lebenslauf Anna und Stefan Piringer)
[title size=“3″]Verhaftung[/title]
Nach dem Bericht der Glaubensschwester Böttcher aus Waidhofen wurde Judith deswegen verhaftet, da sie sich weigerte im Böhler-Werk, das damals ein Rüstungsbetrieb war, zu arbeiten.
Nach den Angaben von Frau Böttcher befand sich Judith zuerst in Wien in Haft, wo sie eine Zelle mit zwei lesbischen Französinnen teilen musste.
Am 14. 12. 1940 wurde sie vom Sondergericht St. Pölten zu 2 Jahren und 6 Monaten Zuchthaus verurteilt, die sie bis 2. 3. 1943 im Frauenzuchthaus Aichach verbrachte, danach wird sie wieder nach Wien zurück gebracht und gleich wieder von der Gestapo übernommen.
[title size=“3″]Einweisung ins KZ Ravensbrück[/title]
Der Tagesbericht der Gestapo Wien vom 2. – 4. 3. 1943 lautete: „Da sie trotz Belehrung von der Irrlehre der IBV nicht lassen will, wird sie am 2. 3. 1943 dem Polizeigefängnis Wien überstellt und die Einweisung in ein KZ beantragt.”
Judith wurde danach ins KZ Ravensbrück überstellt. Sie erhielt sehr viele Ohrfeigen von den Bewacherinnen. Eine Ohrfeige tat ihr allerdings gut. Sie hatte nämlich eine Mittelohrentzündung und durch den Schlag begann das Eiter zu fließen, und der Schmerz war weg.
Eine schlimme Foltermethode war das stundenlange Stehen im Wasserloch. Eine Stunde pro Tag wurde sie herausgeholt, und dann musste sie mit aufgeweichten Fußsohlen über spitzen Schotter gehen.
Im Wasser sah sie Dinge, wo Judith meinte, dass es Leichen gewesen sein könnten. Jedesmal, wenn nach ihr geschaut wurde, schrie man ihr entgegen: „Luder, bist du noch nicht hin?” Während dieser schrecklichen Marter – es ist nicht bekannt, wie lange sie dies erdulden musste – betete sie viel zu ihrem Gott Jehova und bat ihn, sie nicht zugrunde gehen zu lassen.
Dann kam die Zeit, wo man die Häftlinge auf die Felder zur Arbeit schickte. Dort konnte sie sich von Kraut und Rüben ernähren.
Ihre letzte Station war der Todesmarsch, den sie überlebte. Was mit ihr dann weiter geschah, ist nicht bekannt.
Quellen:
Bericht von Maria Böttcher aus dem Jahr 1998, Original ist verloren gegangen
Dokumente:
Mitterutzner, Christina: Widerstand u. Verfolgung in NÖ 1934-1945, Bd. 3, Öst.Bundesv., 1987 , S. 288-292,693
DÖW (Dokumentationsarchiv des österr. Widerstandes), 20100/4474, 5734b, 1882, 14200 , 5734b
Bildmaterial:
Judith Hochegger schlafend in einem Waggon, Nachkriegszeit
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