Fischeneder Heinrich senior

Geboren am: 6.4.1894 in Kammerhof, Kreis St. Pölten, Niederösterreich, Österreich
Wohnort: Göss bei Leoben, Nagelschmiedgasse 3, Steiermark
Stand: verheiratet mit Maria, geb. Held
Kinder: Ernestine, geb. 27.2.1934 und Heinrich jun. geb. 1939
Beruf: Arbeiter
Eltern: Franz und Theresia, geb. Steiner
Wohnort: Eppenstein

Am 14.2.1932 aus der Katholischen Kirche ausgetreten.
Heinrich Fischeneder war mit Maria, geb. Held verheiratet. Sie hatten 2 Kinder, Ernestine und Heinrich jun.
Im Mai 1940, Ernestine war erst 6 Jahre alt, wurde sie durch die Jugendfürsorge weggenommenund kam ins Burgenland zu einer nationalsozialistisch gesinnten Bauernfamilie, die immer wieder Kinder aus Erziehungsheimen zum Arbeiten zugewiesen bekam.
Lebensbericht: Ernestine

 

Gefangenenvormerkbuch Bd. 44 Justizanstalt Graz Karlau Nr. 3930
Christlich freistehend
Hilfsarbeiter
Wohnhaft: Goess Leoben Nr. 3
Verhaftet 29.09.1940 Leoben 31.10.1940 8 Uhr (3930 Gefangenenvormerkbuch Justiz Karlau) Einzelhaft
Strafbeginn 31.10.1940 8 Uhr Einzelhaft
31.10 1940 Arbeitslager Theinwald
Eingeliefert 5.11.1940 11 Uhr
05.11.1940 nach Theinwald Arbeitslager
1941 Wien/Landesgericht
Zahl 2498: 8.11.1941 Graz Paulustor/Polizeigefängnis
28.11.1940 nach Theinwald
27.12. 1941 Häftl. Nr. 28973 Dachau bis 2.5.1945
Verstorben 29.02.1976

Quelle:
Buch Jogler und Mürztaler berichten: Zeitzeugen 1938-1945 Franz F. Seidl Seite 36 und 37
Der Leobner Werkschmied Heinrich Fischeneder (46) wurde im Jahre 1940 aus Glaubensgründen verhaftet und in das Gefangenenhaus Karlau (Graz) eingeliefert. Trotz Qualen, die er im Gefängnis erdulden musste, blieb er seinem Glauben treu. Nach kurzen Anhaltungen im Lager Theinwald bei Lundenburg und in der Untersuchungsanstalt Wien 1 wurde Fischeneder im Herbst 1941 mit einem Transport nach Dachau gebracht. Heinrich Fischeneder erhielt die G. Nummer 28973. Auf seinem Häftlingsgewand prangerte der lila Winkel als Zeichen eines religiösen Gefangenen. Fischeneder hielt auch im KZ an seinen christlichen Wertvorstellungen fest und ergab sich seinem Schicksal, denn mit einem Glaubensverzicht hätte er sich die Freiheit erkaufen können.
Am 2. Mai wurde der Häftling Nr. 28973 aus dem Block 22/4 entlassen und konnte zur Familie zurückkehren. Er war völlig unterernährt, aber er hatte 4 1/2 Jahre in den Lagern überlebt!
Der Sohn von Heinrich Fischeneder sen. lebt in Mürzzuschlag (Grüne Insel) und heißt wie sein Vater. Am 1. Juli 2000 ist seine Schwester zu Gast bei ihm. Sie erzählen dem Autor von der Zeit, in der ihr Vater eigesperrt war. Aufgrund ihres Alters kann sich die Schwester an viele Begebenheiten genau erinnern.
Heinrich Fischeneder jun. ergänzt: „Für meine Mutter waren die Jahre 1940 – 1945 sehr schwierig, aber auch sie ließ sich nicht entmutigen. Sie musste sich mit mir (geb. 1939) ohne finanzielle Hilfe durchs Leben schlagen. Dank der Unterstützung durch Verwandte und Bekannte konnte sie die trostlose Zeit überdauern. Wir haben später oft mit den Eltern über diese Zeit gesprochen. Man kann die Erinnerungen nicht aus den Köpfen und Herzen löschen, denn die erbrachten Opfer waren sehr groß. Meine Eltern bereuten ihre Entscheidungen nicht, aber hoffentlich wiederholt sich die Geschichte nicht!

(Mürzzuschlag, 1.7.2000)
Archiv Dachau


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