Kraupa Franz Robert

Geboren am: 6. Mai 1901
Verheiratet mit: Ferdinanda Kraupa, geb. Matschek, geb. 18.3.1896 in Wien
Gestorben am: im Jahr 1991
Wohnort: bis 1945 Berndorf, Alois Rotterstraße 4, nach 1945 Berndorf und Baden/Wien

Gefängnisaufenthalte:
Vor März 1938             bereits drei Mal verhaftet, aber nie angeklagt
21. Juni 1940               zusammen mit seiner Frau von Gestapo verhaftet
31. Juli 1940 bis 28. Februar 1941 Landesgericht Wien
März 1941 bis März 1943                 Gefangenenlager Rodgau-Dieburg/Darmstadt
1.4.1943 bis Juni 1943 Polizeigefängnis Wien
19. Juni 1943 bis 28./31. Okt. 1943 Konzentrationslager Dachau; Nr.48501
28./31. Okt. 1943 bis 6. Nov. 1943 Konzentrationslager Buchenwald, Nr. 31339
6. Nov. 1943 bis März 1945             Konzentrationslager Buchenwald/Kommando Dora
Ende März 1945 Strafversetzung nach Osterude/Harz
Todesmarsch Richtung Celle

Franz Kraupa besuchte 4 Klassen Volksschule und 4 Klassen Untermittelschule in Berndorf, anschließend das Obergymnasium in Baden, wo er 1919 maturierte. Nach einem Abiturentenkurs an der Handelsakademie in Wien war er von Oktober 1920 bis Juli 1938 bei den Kruppwerken als Prokurist in Berndorf beschäftigt. Bis 1940 war er als Buchhalter in Mödling angestellt. Er konnte griechisch (evtl. noch andere Sprachen) und sprach üblicherweise hochdeutsch.

Er musste aus beruflichen Gründen nach Deutschland, wo er mit Zeugen Jehovas in Kontakt kam. Vom Jahr 1932 an war er als Zeuge Jehovas bereits aktiv im Raum Lilienfeld, Berndorf, Baden und Wr. Neustadt tätig. Er und seine Gattin Ferdinanda, die er 1933 heiratete, gehörten zu den wenigen Zeugen Jehovas im Raum Baden/Berndorf, die es zu dieser Zeit gab.

Er erzählte kaum von der NS-Zeit und war durch die Kriegserlebnisse nervlich stark hergenommen, so dass er in der Versammlung der Zeugen Jehovas in Baden nur mehr hin und wieder ein Gebet sprach, jedoch keine Ansprachen mehr hielt. Nur wenn er besonders darum gebeten wurde, erzählte er Geschichten aus der NS-Zeit. Dabei war er immer den Tränen nahe. Er sagte wiederholt: „Jehova hat mir immer wieder Kraft gegeben“. Kraupa ermunterte seine Zuhörer immer wieder, geistig stark zu bleiben, denn „eine solche Verfolgung kommt wieder“.

Aufgrund der Predigttätigkeit wurde er dreimal verhaftet. Das erste Mal wurde er in Weißenbach/Triesting von einem Gendarm verhört, nachdem er von dem Ortsgeistlichen angezeigt wurde. Das zweitemal wurde er in Vöslau von zwei Gendarmen abgeführt, nachdem er aber den Grund seiner Predigttätigkeit erklärt hatte wieder freigelassen. Zum drittenmal wurde er in Sollenau verhaftet und in das Kreisgericht Wiener-Neustadt eingeliefert. Man drohte ihm mit mindestens 4 Monaten Haft, er wurde aber schließlich ohne Anklage frei gelassen.

Am 21. Juni 1940 wird das Ehepaar Kraupa von der Gestapo verhaftet und ins Wiener Polizeigefängnis eingeliefert. Es wird ihnen bei Unterschriftsleistung der sogenannten „Erklärung“ die Freiheit angeboten, was aber beide ablehnen.
Am 29. Jänner 1941 werden beide von einem Sondergericht wegen Wehrkraftzersetzung aufgrund ihrer Betätigung als Zeugen Jehovas („Teilnahme an einer wehrfeindlichen Verbindung“) zu 2 Jahren Zuchthaus verurteilt.

[title size=“3″]Dieburg/Rollwald – Dachau – Buchenwald[/title]

Franz Kraupa wird am 28 Februar 1941 in das Lager Dieburg der Gefangenenlager Rodgau überstellt.
Nach Verbüßung seiner 2Jährigen Zuchthausstrafe, wird er im April 1943wieder an die Gestapo Wien überstellt. Er wird erneut in Schutzhaft genommen und schließlich am 19.Juni 1943ins KZ Dachau eingeliefert. Im Oktober 1943 wurde er schließlich ins KZ Buchenwald überstellt.
Die SS holte später gerne die Bibelforscher zum Rasieren, weil diese keine Fluchtversuche unternahmen und auch keine Rachegefühle hegten, so dass sie nichts befürchten mussten.
Er stand zweimal vor der Hinrichtung, die aber jedesmal aufgeschoben wurde.
Die Zeugen Jehovas ermunterten sich gegenseitig, indem sie Bibeltexte aus dem Gedächtnis aufsagten. Das stärkte sie ungemein.
Die SS hatte auch eigene Polizeihunde. Manchmal, wenn die Häftlinge nackt im Hof stehen mussten, wurde zu den Hunden gesagt: „Fass!“ Die Hunde liefen dann zu den Häftlingen und bissen diese in die Geschlechtsteile.

Literatur bekamen die Zeugen ins KZ, indem sie in Brot eingebacken wurde.

Im KZ Buchenwald musste er im Steinbruch arbeiten.  Als ehemaliger Büroarbeiter war er die schwere Arbeit jedoch nicht gewohnt.  Des Öfteren war er dem Zusammenbrechen nahe, dachte aber: „Nur nicht zusammenbrechen, sonst erschießen sie mich.“  Als eines Morgens beim Antreten gefragt wurde, wer Socken stopfen könne, meldete er sich, obwohl er noch nie in seinem Leben Socken gestopft hatte.  Es wurde ihm ein ganzer Berg Socken vorgeworfen, am Abend hatte er erst 2 Paar gestopft.  Der SS-Mann brüllte ihn an, wieso er nur 2 Paar gemacht hatte.  Franz erklärte ihm hierauf, welchen Beruf er ausgeführt hatte.  Als der SS-Mann erfuhr, dass er Buchhalter sei, holte man ihn sofort ins Büro, da sich Himmler angesagt hatte.  Franz hatte in kürzester Zeit Ordnung ins Büro gebracht, worauf man ihm die doppelte Essensration gab, von der er seinen Glaubensbrüdern geben konnte.  Diese Arbeit rettete ihm vermutlich das Leben.

Im Winter musste er auch oft einheizen, und so bekam er mit, was in so manchen Räumlichkeiten von der SS getan wurde.  Jüdische Frauen wurden in irgendeine Halterung eingespannt, und bei lebendigem Leib gehäutet, da die Haut im warmen Zustand leichter zu bearbeiten war.  Aus der Haut wurden dann Lampenschirme genäht.

Einmal mussten sie sich im KZ aufstellen.  Einer der Zeugen wurde vor ihnen niedergeschossen, um die anderen zum Unterschreiben zu bewegen.  Die anderen blieben jedoch standhaft.  Die wenigen, die im Lauf der Zeit untreu wurden und unterschrieben, wurden nie wieder gesehen (auch nach dem Krieg nicht mehr).  Es wurde vermutet, dass sie eventuell hingerichtet wurden.

[title size=“3″]Befreiung[/title]

Bei der Abendmahlfeier am 28.3.1945 wurden sie vom Schutzhaftlagerführer überrascht.  In früheren Jahren hätte der Besitz von Bibeln zum Tode durch Erhängen geführt.  Ende März wurden sie aber lediglich nach Osterode/Harz strafversetzt.  Von dort begann nach einer Woche der Todesmarsch.

Der Marsch war 75 km lang.  Durch den Marsch wurden die Zehen blutig. So banden sie sich Lappen (Fetzen) um die Füße, um das Gehen zu erleichtern.  Diese klebten mit dem Blut der Wunden zusammen, so dass beim Herunterwickeln die Wunden erneut aufgerissen wurden.  Kraupa half einem Bruder, der fast zusammenbrach, wieder auf, stützte ihn und zog ihn mit, sonst wäre er erschossen worden.

Später wurden sie in einem Wald zusammengetrieben und haben dort übernachtet.  Am nächsten Tag war die SS weg.  Die Alliierten waren bereits da, und damit waren sie befreit.

Als sie endlich etwas zu essen bekamen, aßen und tranken einige Häftlinge zu gierig.  Diese sind meist gestorben.  Kraupa hat damit begonnen, zuerst überhaupt nur die Zunge anzufeuchten, dann kleine Schlucke zu machen und Kleinigkeiten zu essen, und die Rationen erst später zu steigern.

Quellen:

DÖW (Dokumentationsarchiv des österr. Widerstandes): 1545, 5733d, 20100/6256

Archiv Jehovas Zeugen Deutschland: Anklageschrift vom 16.12.1940, Haftbestätigung LG Wien vom 19.12.1946, Eideserklärung von Franz Kraupa und Franz. Skalitzki  vom 9.7.1947

 

Schriftliche Notizen von Franz Kraupa aus dem Jahr 1971

Erinnerungen von Personen an die kärglichen Erzählungen des Herrn Kraupa über seine Haftzeit.

Widerstand und Verfolgung in NÖ, S 284, 693

http://www.doew.at/erinnern/personendatenbanken/gestapo-opfer

 

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Verhaftung 21. Juni 1940

Franz Robert Kraupa wurde am 21. Juni 1940 von der Gestapo verhaftet und musste bis zum 30. Juli 1940 über einen Monat Polizeihaft erdulden. Am 31. Juli nahm ihn die Staatsanwaltschaft schließlich zusammen mit seiner Frau Ferdinanda in Untersuchungshaft.
Ein halbes Jahr später wurde das Ehepaar schließlich wegen „Teilnahme an einer wehrfeindlichen Verbindung“ vor Gericht gestellt und jeweils zu zwei Jahren Zuchthaus verurteilt.

Franz Robert Kraupa wurde am 28. Februar 1941 aus dem Gefängnis in Wien in das Lager Dieburg der Gefangenenlager Rodgau überstellt. Wie lange er dort inhaftiert blieb, ließ sich nicht rekonstruieren. Auch er wurde aus der Strafhaft in KZ-Haft verlegt. Bis zu seiner Befreiung am 10. April 1945 war Kraupa u.a. in den Konzentrationslagern Dachau, Buchenwald und Nordhausen.

Lebensbericht: Ferdinanda

Quellen: Das Lager Rollwald, Strafvollzug und Zwangsarbeit, 1938 bis 1945, Heidi Fogel, Seite 287


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